Was für ein Erlebnis – ich auf einer Massage-Weltmeisterschaft.

Nun stellt man sich so eine Weltmeisterschaft immer sehr aufregend vor, aber wie ist das eigentlich bei einer Massageweltmeisterschaft? Denn eigentlich hat Massieren ja etwas mit Entspannung zu tun – also aufregende Entspannung?

Doch wie immer HALT, erst mal nicht so viele Gedanken machen. Jedes Problem zu seiner Zeit, oder wie ich immer sage: bloß keinen Stress mit der Entspannung.

 

Man reist also an nach Kopenhagen. In der heutigen Zeit sollte man sich überlegen, wie man dort hin kommt.

Fliegen ist zwar einfach und schnell, aber: mit all dem Gedöns, was man zu so einer WM braucht, kommt schnell ’ne Menge Übergebäck zusammen. Und das wird teuer.

Also fährst mit der Bahn! Nee, auch nicht. Mit all dem Gedöns unter Zeitdruck 10 mal umsteigen? Null Chance!

Also  bleibt das Auto übrig. Von mir aus der Gegend Stuttgart sind das mal schlappe 1400 Kilometer, oder in Stunden ca. 15.
Und wie sich tatsächlich herausstellte, zählt nur eines: Stauraum, Stauraum und Stauraum! Was man nicht alles braucht, für zwei Tage Massage-WM.

 

Damit ich nicht wirklich 15 Stunden fahren musste, gabs eine Zwischenübernachtung in Hannover, meiner alten Heimat.  Eine weise Entscheidung.
Am Tag danach gings dann weiter Richtung Kopenhagen.

Über die Autofahrt gibt’s nicht viel zu berichten, außer dass man ggf. Maut bezahlen muß. Naja, die Rechnung kriegt das Finanzamt, die dürfen das gerne mitfinanzieren.

Angekommen in Kopenhagen fiel mir auf, wie gechillt dort alle Auto und Fahrrad fahren. Bitte Deutschland, übernehmen! Überhaupt gibt’s da sehr viele Fahrräder. Doch das nur am Rande.

 

Ich bin dann auch relativ zeitig zum Austragungsort gefahren, um mich dort umzusehen. Und wie Sie sehen, sehen Sie NIX! Denn am ersten Tag waren die Online-Teilnehmer dran, und die waren halt nun mal nicht vor Ort. Aber wenigstens wusste ich für den nächsten Tag, wo ich hin musste und wie das mit dem Parken läuft. Mit dem Parken? Ja, in Dänemark wird überwiegend bargeldlos bezahlt. Also Karte oder App. Und bis man das mal schnallt, zumindest ich, naja. Sonntag ist dafür umsonst!

 

Samstag – mein Wettkampftag 1 bei der WM

Also am Samstag gings dann los. Bitte zeitig da sein, man weiß ja nie, ob es ’nen Stau unterwegs gibt.

Und dann parken, Gedöns schleppen, irgendwo zwischenlagern, den Wettkampfraum suchen.
Der Wettkampfraum, bzw. das ganze Event, findet in einer Hochschule statt. Idealerweise auch an einer Hochschule, wo Physios ausgebildet werden! Aaaah, daher kommen also die ganzen Liegen für die Teilnehmer!

Ja, und Teilnehmer waren es über 250 an der Zahl, davon aber ca. 30 „Onlinemasseure“.

Es waren also knapp über 200 Masseure vor Ort, zzgl. Betreuungs- und sonstiges Personal plus die Kampfrichter. Oder einfach ausgedrückt: was für ein Gewimmel!

Erst mal also wie gesagt: Raum suchen. Falls man weiß, wo es hin geht, sollte man möglichst bald seine Utensilien dort hin bringen, denn nach der Begrüßung wird’s sonst zeitlich knapp, besonders wenn man der jeweils erste Masseur ist oder, wie bei mir, eine Liege zu wenig bereit steht. Tipp: es gibt auch einen Aufzug!

Bitte auch beachten, dass man seine Dinge griffbereit hat, wenn’s mal schnell gehen muß. Es wäre ja blöd, wenn man während der Wettkampfmassage merkt, dass man noch ein Kissen braucht und muß dann erst den Koffer schleppen, aufmachen, zumachen – eigentlich kann man da dann auch schon aufhören.

 

Was natürlich interessant ist, sind die vielen unterschiedlichen Menschen, die da so sind.
Es waren über 40 Nationen vertreten, rund um den Globus. Da war die brasilianische  Sambadame, die während der Massage gesungen und getanzt hat, die japanische Geisha, der dänische Wikinger, die Ballerina, die Thai, und der indische Mönch. Jeder spielt seine Rolle, wie in einem großen Theaterstück. Warum das so ist, dazu komme ich später.

 

Jedenfalls spielte ich meine Rolle als Wellnessmasseur aus der Limestherme in Aalen, so wie man mich vielleicht kennt. Nicht aus der Verlegenheit zu bringen, souverän, flexibel und die Ruhe selbst. Was hab ich zu befürchten? Eben: nix!

Flugs also die Utensilien ausgepackt, bereitgelegt, und dann gewartet, denn ich war erst als Dritter an der Reihe. Man ist dann also während der ersten Massage ein „Observer“, der so ein bisschen Handlanger sein sollte. Fehlt ein Tuch? Schwitzt der Masseur? Fällt was runter?
Bitte helfen, denn obwohl wir alle ja Konkurrenten sind, sind wir doch ein Team.

 

In der zweiten Massagerunde war ich dann derjenige, der massiert wurde. Man erfährt also am eigenen Leib, wie andere Weltmeisteranwärter so massieren. Ich hatte in diesem Fall eine thailändische Dame, die mir mindestens 4mal alle Gräten gebrochen hat, aber so liebenswürdig, dass es richtig toll war. Zum Abguggen gabs aber nichts, aber das ist auch gut so, denn: die Richter merken das. Die schwirren die ganze Zeit herum, schreiben, fotografieren, filmen. Wenn also plötzlich alle Masseure das Gleiche tun, weil es bei einem Masseur so gut war, dann kriegt man Minuspunkte.

Außerdem, für mich persönlich: Ich bin nur dann gut, wenn ich alles aus dem Effeff kann, ohne darüber nachzudenken, was als nächstes kommt. Ich sage ja immer: wenn mich Nachts um 3 einer aufweckt und sagt: mach mal Rückenmassage, dann massieren die Hände und ich schlafe weiter, so ist das in mir drin.
Wenn ich also spontan etwas Neues einfügen würde, wäre es wohl eh für die Katz.

Und überhaupt: Ich fahre da mit MEINEM Können hin, und nicht mit dem, was ich bis dahin abgeschaut habe. Nur so funktioniert es!

 

Doch Apropos so funktioniert es: ja wie funktioniert es denn nun?

Ich war ja nun als dritter Masseur an der Reihe. Das bedeutet: Zwischen Massageende 2 und meinem Massagebeginn 3. Massagerunde sind nur 15 Minuten Pause! In dieser Zeit sollte man tunlichst seine Liege reinigen und alles herrichten! Also Tücher, Rollen, Öl(e), was man so braucht eben. Und nein, auf einen Ölerwärmer kann man verzichten, es ist auch so warm, Mitte Juni in Kopenhagen.

Tipp: Stirnband nicht vergessen, dann tropft sich’s weniger! Darauf wurde tatsächlich ein Teilnehmer hingewiesen, der am Schmelzen war.

Tipp 2: Schlafmaske mit nach Kopenhagen bringen, denn die WM ist immer nahe der Sommersonnenwende, so dass es morgens ab halb 4 hell ist und man senkrecht im Bett steht und dann übermüdet durch die Gegend läuft!

Doch weiter bei der WM:

Und wenn die Liege fertig ist, dann lege man den Massagegast darauf und garniere ihn mit allem, was man so vorrätig hat. Tücher, Blumen, Kerzen, Fächer, alles eben, was der Show zuträglich ist. Ja richtig: der Show!

Erst nach dem Finale habe ich verstanden, dass nur die die besten Plätze gewinnen, die eine Show abziehen! Man muß also auffallen: Durch seine Kleidung, seine Art, seinen Stil, sein Equipment! Ansonsten verkümmert man als Mauerblümchen, auch wenn man noch so der beste Masseur der Welt sein sollte.

Und dabei kommen wir wieder zu mir: Ich bin ja nun nicht so der Typ Eyecatcher, sondern mehr so der stille Schaffer (ja, ich kann auch ohne Reden massieren!).
Neben mir war in der ersten Runde eine Ballerina namens Katharina, die schließlich auch die Goldmedaille in Schwedischer Massage gewonnen hat. Und schau an, die tanzte während der ganzen Massage vor sich hin bzw. neben dem Klienten her, machte Spagat, drehte und wendete sich, sah aufgrund langer blonder Haare und hübscher Kleidung hinreißend aus, ja und ich dachte mir so – für Ballett bin ich zu alt und lange blonde Haare wird auch schwierig bis zum nächsten Mal. Wird also schwierig werden!

Aber zur Rettung der Katharina: Die konnte wirklich gut massieren, sah perfekt aus, bewegte sich äußerst geschmeidig, meiner Meinung nach hätte sie die WM gewinnen müssen!

Doch wo war ich? Ah, WM und so. Also Leute, wenn ihr da gewinnen wollt: macht ne Show! Einfach hinstellen und massieren reicht nicht! Ich kommt zwar eventuell auf die Plätze, aber Gold geht an die jeweiligen Freaks ihrer Gruppe.

Arbeitet mit Fächern, Kleidung, Räucherkerzen, Ölen, Rauch, Saugglocken, Steinen, Peitschen, Seilen, Ölen, Farben, farbigen Ölen, Feuer, Eis, Kopfhörern, Gesichtsmasken.

Setzt Euere Arme, Beine,  Ellenbogen, Füße und überhaupt alles ein, was ihr kriegen könnt.
Schmückt Euere Massageliege vor Beginn mit Blümchen, Tüchern, Kaffee, Tee, Früchten, alles eben, was irgendwie gut aussieht.
Ich muß zugeben, dass ich da noch viel lernen kann! Aber ich hab ja noch Zeit, weil ja noch jung!


Die Dame, die den Wettbewerb in Freestyle Western gewonnen hat, massierte ungefähr so:

Begonnen wurde mit Klangschalen. Einmal den Körper rauf und runter, links und rechts. Danach wurde eingeölt und gedehnt.
Anschließend kam EINE große Schröpfglocke zum Einsatz, die mit Weihrauchrauch gefüllt wurde. Damit wurde der Rücken „abgefahren“ und schließlich die Glocke demonstrativ angehoben, damit der Rauche durchs Publikum zog. Es wurde dann etwas massiert, anschließend wurde 3 Räucherkegel auf dem Rücken platziert und angezunden. Der Massagegast rauchte also vor sich hin, während der Kopf massiert wurde.

Danach wiederum, und nach dem Löschen der Kegel, wurde zugedeckt und die Beine wurden aufgedeckt. Hier wurde gedehnt, massiert, usw.
Danach hatte die Dame plötzlich 2 Palmfächer in den Händen, mit denen sie die Beine auf und abarbeitete und schließlich mit den Stielen die Oberschenkel massierte.

Irgendwann hatte sie dann 2 Klunkersteine, es waren wohl Rosenquarze, die verwendet wurden, und dann für die Füße so eine Art Stempel.

Die Vorderseite lief ähnlich aufwendig ab, zwar aus Massagesicht relativ sinnlos, aber für das Auge schön anzusehen. Zum Abschluß bekam der Massagegast eine goldene Gesichtsmaske, die wohl kühlen sollte. Show eben!

 

Und so nebenbei: während der Wettkampfes herrscht Film- und Fotoverbot! Wie streng das genommen wird, sieht man dann in den beiliegenden Fotos und Videos.
Gleiches gilt für die Bekleidung der Massagegäste: Slip muß immer an sein, Brüste bei Frauen müssen immer in einem Bikini verborgen werden. Ansonsten gibt’s Schimpfe – zumindest theoretisch. Tatsächlich zieht da wohl niemand seinen Slip aus, jedoch „arbeiten“ die Massagegäste oben ohne, um dem jeweiligen Masseur die Arbeit so leicht wie möglich zu gestalten. Sei freundlich, auch zu Deinem Konkurrenten!

Man muß zudem darauf hinweisen, dass immer und überall eine Kamera stehen kann, die alles aufnimmt, was man so tut. Also obacht!

 

Am zweiten Tag, dem Sonntag, ging es schon einmal damit los, dass in dem Raum, in dem ich „dran“ war, ein Massagetisch fehlte. Na und dann fang mal an, einzudecken. Also warten, bangen. Und als der Tisch da war, mein Tisch, waren meine 2 Teammitglieder nicht da. Einer kam aus dem Iran und durfte nicht einreisen, der andere kam einfach so nicht.

Also: neues Team! Umdenken. Wie massiere ich die Leutchen, … bei Frauen geht das einfach, ich bekam aber 2 Männer.

Ansonsten war es wie am Tag 1, nur war alles irgendwie steifer, die Atmosphäre war anders. Die Teilnehmer hatten wohl bemerkt, dass auch andere gute Masseure da waren. Nix mal eben 1, 2, 3 und Hopp. Aber ich hab’s ja dann noch ganz gut hingekriegt, wie man am Ergebnis sieht.

Schlußendlich waren dann alle Gruppen durch, und es gab Mittagessen.

Apropos Gruppe: es gibt die Massagegruppen

  • Wellness
    Hier drunter fällt alles, was Wellness ist. Ohne Werkzeuge, es wird also nur mit Hand und Öl gearbeitet, bzw. auch ohne Öl, wenns genehm ist. Es darf aber auch Aromaölmassage, Lomi Lomi, Thai-Angehaucht, Hot Stone und sowas gemacht werden. Aber eben keine anderen Massagen, die in andere Kategorien fallen. Und keine Werkzeuge aus Holz, Metall usw.
  • Wellness Freestyle Western
    Wellnessmassagen aller Art mit Werkzeugen und allem Pipapo. Hier kann man sich so richtig austoben. Es sollten aber keine asiatischen Techniken verwendet werden
  • Wellness Freestyle Easter
    Wellnessmassagen aller Art mit Werkzeugen und allem Pipapo. Hier kann man sich so richtig austoben. Es sollten aber keine westlichen Techniken verwendet werden
  • Gesichtsmassagen
    Hier geht es ausschließlich um (asiatische) Gesichtsmassagen. Nur Gesicht, eine Stunde lang.
  • Schwedische Massagen
    Name ist Programm
  • Thai
    Thai-Massagen mit dehnen und strecken und auf dem Körper herumlaufen
  • Stuhlmassagen
    Massagen auf einem Massagestuhl. Hierbei kann wiederum der ganze Körper massiert werden.

 

Ich für mich war vertreten in Wellness und Wellness Freestyle Western – was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte. Wellness war zwar richtig, aber Freestyle Western heißt so viel wie: trink und rauch ’nen Abend, sammle alle blöden Ideen und schreibe sie auf. Am nächsten Tag überlegst Du, was machbar ist, und dann suchst Du Dir einen Fahrplan, wie Du das hintereinander packst zu einer Massage.
So, und nun sorry: aber das bin ich nicht! Ich hab zwar auch regelmäßig blöde Ideen, aber ich versuche immer, meine Gäste nicht damit zu behelligen.

Meine bessere Kategorie wäre die Schwedische Massage gewesen. Das ist mehr so die Kategorie für „Normalos“, die still und gründlich vor sich hin werkeln. Masseure, die massieren, und nicht kneten und (über)dehnen, Rauchzeichen geben, tanzen, peitschen, malen, auf Unterschenkeln herum laufen, Arme der Gäste schleudern und werfen, und auch nicht Samba tanzen! Leute, wenn ich  das alles sehe, denke ich mir: das möchte ich meinen Gästen nicht antun! Aber Show ist eben Show. Und WM ist Ausnahmesituation!

 

Naja, im nächsten Jahr wird alles anders, aber wird’s auch besser? Nach der WM ist vor der WM!
Wie ich schon sagte, lange blonde Haare, Ballett oder Samba krieg ich wohl nicht hin bis dahin. Singen will mich auch keiner hören. Aber alles andere, und ich hab da schon Ideen mit irgendwie Eis und Nutella und Steinen, kann man doch mal ausprobieren? Notfalls trink ich auch mal ein Bier und brainstorme!

 

Nach dem Lunch werden dann die Preise verteilt, für die beste Promo, die besten Unterstützer usw.

Und schließlich werden die jeweiligen Gruppensieger mit Gold, Silber oder Bronze behängt.

 

Was lerne ich aus der ganzen Geschichte?

  • Gibt niemals auf! Auch wenn Dein Massagetisch nicht da ist, tu so, als gehe es gleich los!
    Denk niemals, dass „die Jungen“ alles besser können – denkste!
  • Sei immer auf alles vorbereitet. Aber immer mehr als genug dabei, von allem!
  • Blos nicht verrückt machen!
  • Mach DEIN Ding. Nur so wird’s etwas. Jemanden nachmachen bringt nichts. Er kann es besser als Du.
  • Gehe da hin, wenn Du denkst, dass Du bereit dazu bist. Das kann mit 15 oder mit 75 sein.
  • MassageWM’s haben nichts mit dem echten Leben zu tun. Hier geht’s um die Show!
  • Wenn Du denkst, Du hast keine Chance gegen andere: kämpf weiter, vielleicht denkt „der Andere“ ja genau das Gleiche wegen Dir.

 

Dieser Text ist noch nicht fertig, wird nach und nach noch ergänzt….

 

 

 

Platz 3 der Deutschen Masseure im Freestyle Western

Platz 3 der Deutschen Masseure im Freestyle Western

Platz 3 der Deutschen Masseure in der Kategorie Wellnessmassage

Platz 3 der Deutschen Masseure in der Kategorie Wellnessmassage

 

 

 

 

 

Bitte beachten Sie:

Alle hier aufgeführten Leistungen sind reine Wellnessanwendungen. Es werden keine medizinischen Massagen durchgeführt!